Das ungehörte Lied: Wie die Musikerziehung die Stimme unserer Kinder erstickt
- August 29, 2024
- Gepostet von: admin_voicemindsetacademy
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Achtung: In diesem Schreiben geht es nicht darum, jemanden zu beschuldigen, sondern lediglich darum, Fragezeichen in die Luft zu werfen. Ich, die Autorin, bin selbst Musikpädagogin.
Unsere Musikerziehung läuft auf einem fragwürdigen Weg. Es mag hart und paradox klingen, aber wir schränken damit tatsächlich die natürliche musikalische Entfaltung unserer Kinder ein.
Kinder im Schulsystem werden viel zu früh dazu angehalten, die Musik anderer Menschen zu reproduzieren und nach Noten zu spielen, anstatt ihnen den Raum zu geben, ihre eigenen Gedanken und Gefühle durch ihre eigene Musik auszudrücken. Dabei hat doch jedes Kind von Natur aus die Fähigkeit, sein grundlegendstes Musikinstrument – die eigene Stimme – authentisch zu nutzen, um sich selbst zu entfalten, belastende Emotionen loszulassen und Ängste zu überwinden. Und all das geschieht und entwickelt sich spontan, bevor es dann meist schon im Kindergarten musikalisch “sozialisiert” und dadurch in seinem Ausdruck eingeschränkt wird.
Stell dir vor, man würde versuchen, einem Kind das Sprechen beizubringen, indem man es zum Lesen zwingt. Eine absurde Vorstellung, nicht wahr? Doch genau so gestaltet sich häufig die Musikerziehung in unseren Schulen und Musikschulen. Kinder lernen, Noten zu lesen und Stücke von Komponisten zu spielen. Viele diplomierte Profimusiker beherrschen deshalb das Spiel nach Noten perfekt, doch ohne diese Vorlage können sie kaum eine einfache Melodie eigenständig spielen. Sie sind fähig, meisterhaft “vorzulesen”, doch das freie “Sprechen” in der Sprache der Musik bleibt ihnen verschlossen.
Was passiert hier? Kann die Musikerziehung in unserem Schulsystem tatsächlich schaden? Könnten wir als Lehrer es anders machen? Sicherlich, aber viele von uns wissen schlichtweg nicht, wie – denn auch wir haben es auf genau demselben Weg gelernt.
Alles, was in den ersten ein bis zwei Lebensjahren passiert ist, als wir unsere Stimme authentisch nutzten, haben wir fast alle vergessen. Wir haben vergessen, dass uns ein Geschenk mitgegeben wurde, das phänomenale Kraft besitzt. Es kann unsere Emotionen lenken, Selbstheilungsprozesse in uns anstoßen, uns von belastenden Gefühlen befreien und all das ausdrücken, was wir nicht in Worte fassen können – unsere tiefsten Wünsche, Bedürfnisse und Träume.
Dieses Geschenk kann all das in Musik verwandeln – in unsere eigene Musik, die uns harmonisiert und ausbalanciert, ganz spontan und authentisch.
Doch diese Fähigkeit haben wir fast alle verlernt. Durch die klassische Musikerziehung ist Musik für viele Menschen zu einer unerreichbaren Kunst geworden, die passiv genossen wird.
Aber die oben gestellten Fragen können selbstverständlich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden, denn die Welt ist nicht nur schwarz oder weiß.
Doch eines muss ausgesprochen werden: Musizieren ist weit mehr als eine technische Fähigkeit – es ist eine spirituelle Kunst, eine Sprache, die von Herzen kommt.
Es geht darum, das Unsagbare auszudrücken und durch die Musik Frieden, Glück und Harmonie zu finden. Das ist unser angeborenes Recht – für jeden von uns, und nicht nur für eine ausgewählte Gruppe. Und was könnte dafür näherliegen als das Instrument, das jeder von uns besitzt und ohne Mühe beherrscht: unsere eigene Stimme. Lasst die Musik endlich für alle da sein.